Das Programm
Migration hat das Zusammenleben in Deutschland geprägt und wird dies auch in Zukunft tun. Vor allem Städte zeichnen sich heute durch große Vielfalt aus. Kultureinrichtungen können diese kulturelle Diversität sichtbar und erfahrbar machen. Hier setzt das bundesweite Programm „360° – Fonds für Kulturen der neuen Stadtgesellschaft“ mit insgesamt 39 Modellprojekten an: Von 2018–2023 werden 16 Museen, 13 Theater, 8 Bibliotheken, eine Musikschule und ein Symphonieorchester mit insgesamt 13,9 Mio. Euro gefördert (siehe Übersichtskarte). Dabei stellt die Kulturstiftung des Bundes für die Dauer von vier Jahren Mittel für eine Personalstelle (den/die Agenten/in) sowie zusätzlich Projektmittel für unterstützende Aktivitäten bereit. Die Kultureinrichtungen erhalten im Rahmen des Programms eine Förderung von bis zu 360.000 Euro.
Mit dem Programm unterstützt die Kulturstiftung des Bundes Kulturinstitutionen dabei, sich intensiver mit den Themen Migration und kulturelle Vielfalt als chancenreiche Zukunftsthemen auseinanderzusetzen und neue Zugänge und Sichtbarkeiten für Gruppen der Gesellschaft zu schaffen, die bislang nicht ausreichend erreicht wurden. Das Modellprogramm fördert zu diesem Zweck eine Vielfalt von Ansätzen, die auf eine diversitätsbezogene Öffnung in den Bereichen Programm, Publikum und Personal zielen. Die Vorhaben sollen die bestehenden Angebote in den Kultureinrichtungen ergänzen und die beteiligten Häuser auch für neue Besucher und Mitarbeiterinnen attraktiv machen.
Die Fördergrundsätze des Fonds 360° können hier heruntergeladen werden (Stand: Januar 2019).
Das Akademieprogramm
Mit dem Akademieangebot unterstützt die Kulturstiftung die Institutionen bei der Umsetzung des Programms. Das Akademieprogramm besteht aus zwei Teilen: einer jährlich stattfindenden Akademie und einem umfangreichen Fortbildungsprogramm.
Akademien
Die einmal jährlich an wechselnden Orten im Bundesgebiet stattfindende, mehrtägige Akademieveranstaltung bietet den 360°-Institutionen die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch und zur weiterführenden Qualifikation. Die Teilnahme der Agenten sowie eines Vertreters der Leitung jeder geförderten Kultureinrichtungen ist verpflichtend. Alle Teilnehmerinnen erhalten so die Gelegenheit, den aktuellen Stand der Diskurse zum Thema kennenzulernen, Anliegen und Herausforderungen gemeinsam zu reflektieren sowie strategische Schritte zu Erreichung ihrer Arbeitsziele zu planen. Das kollektive Peer-Lernen sowie der Austausch mit Expertinnen aus dem In- und Ausland geben Impulse zur Strategieentwicklung und vermitteln Lösungsansätze und Best-Practice-Beispiele. Die Dokumentation vergangener Akademien finden Sie im Bereich „Akademie“.
Fort- und Weiterbildungsangebote
Für die gesamte Laufzeit des Programms bietet die Kulturstiftung methodisch-thematische Fortbildungen an, in denen sich die Mitarbeiterinnen der beteiligten Häuser zu gemeinsamen Fragen im Programm weiterbilden können. Die Angebote begleiten die Kultureinrichtungen bei der Umsetzung ihrer Arbeit vor Ort. Themen wie z.B. diversitätsorientierte Organisationsentwicklung, Erfassung und Ansprache von Nicht-Besucherinnen oder diversitätssensible Kommunikation stehen dabei im Fokus.
Das Fortbildungsprogramm richtet sich ausschließlich an die geförderten Institutionen im 360°-Programm und wird von renommierten Expertinnen und Experten aus dem gesamten Bundesgebiet vermittelt und gemeinsam mit der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel durchgeführt.
Häufige Fragen zum Programm 360°(FAQ)
Stand April 2020
Wir möchten Ihnen hier die häufigsten Fragen zum Programm 360° beantworten und damit Orientierung zum besseren Verständnis der Ziele und Methoden des Modellprogramms geben.
Was ist das Ziel des 360°-Programms?
Das 360°-Programm ist ein Strukturförderprogramm, das Migration und kulturelle Vielfalt als chancenreiche Zukunftsthemen in den Mittelpunkt stellt. Das Ziel ist, neue Zugänge und Teilhabe für Gruppen der Gesellschaft zu schaffen, die bislang noch nicht ausreichend erreicht wurden. Im Fokus steht die Erarbeitung von modellhaften Maßnahmen, die eine nachhaltige Verankerung von Diversität in den Bereichen Personal, Programm und Publikum der Kulturinstitutionen ermöglichen. Die Häuser bekommen im Programm die Gelegenheit, neue Strategien kennenzulernen und zu erproben und neue Kooperationen mit städtischen Partnern zu entwickeln.
Was wird im Programm gefördert?
Die Kulturstiftung finanziert in jeder geförderten Kultureinrichtung für vier Jahre eine Personalstelle, des sogenannten „360°-Agenten“. Diese Expertinnen entwickeln gemeinsam mit ihrer Hausleitung und anderen Mitarbeiterinnen Maßnahmen zur Öffnung der Institutionen für die Stadtgesellschaft in den Bereichen Programm, Personal und Publikum. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen stellt die Kulturstiftung zusätzlich zur Personalstelle Fördergelder von bis zu 100.000 € pro Institution zur Verfügung.
Die geförderten Kultureinrichtungen entwickeln ihre Aktivitäten in allen drei Bereichen prozessual und passen diese an die Bedürfnisse und Dynamiken ihrer Häuser an. Die geplanten Maßnahmen werden mit der Kulturstiftung abgestimmt und hier zentral koordiniert und evaluiert.
Welche Eigenleistungen bringen die teilnehmenden Institutionen im Programm mit?
Die Förderung der Kulturstiftung des Bundes wird von den Kultureinrichtungen mit Mitteln in Höhe von 50.000 Euro ergänzt. Zusätzlich sorgen die Häuser für laufende Kosten wie z.B. eine bestehende Büro-Infrastruktur oder die Finanzierung von Dienstreisen. Weitere Details finden Sie auch im Punkt 6 der Fördergrundsätze.
Bereich Personal: Welche Aktivitäten und Maßnahmen werden hier umgesetzt?
Personalmaßnahmen sind Maßnahmen, die sich mit dem Aufbau und der Personalstruktur der Häuser und mit den Strategien ihrer Personalentwicklung beschäftigen. Darunter fallen beispielsweise Fortbildungsangebote und Sensibilisierungsmaßnahmen für Mitarbeiterinnen, die Installation von Steuerungsgruppen für Diversitätsprozesse oder das Erstellen von Leitbildern sowie das Überarbeiten und Inkraftsetzen von Hausordnungen. Ein weiterer Fokus ist die diversitätssensible Anpassung von Ausschreibungen und Personalauswahlverfahren. Auch die Arbeit an der Verbesserung der internen Kommunikation oder das Erproben von neuen Arbeitsstrukturen kann in diesen Bereich fallen.
Bereich Programm: Welche Maßnahmen werden hier umgesetzt?
Die Programmmaßnahmen variieren je nach Sparte und Haus. Sie haben gemeinsam, dass die Vorhaben im Bereich „Programm“ auf neue Angebote und Themen abzielen, die die Stadtgesellschaft spezifischer und damit auch umfänglicher adressieren können. Häufig werden neue partizipative Methoden und Formate erprobt. Die Entwicklung der Kultureinrichtungen zu sogenannten „Dritten Orten“ wird von vielen Einrichtungen angestrebt – hier sind insbesondere die Bibliotheken Vorreiter. Die diversitätssensible Reflexion von Theaterinszenierungen, Sonder- und Dauerausstellungen und die Auswahl von Buchbeständen in Bibliotheken fallen in den Bereich „Programm“. Auch die Etablierung von „Migration“ als Querschnittsthema wird hier hinzugezählt; die Entwicklung zu mehr Repräsentanz von (post-)migrantischen Perspektiven in und auf Sammlungen, Kanonbildung und das Repertoire steht in vielen Häusern thematisch im Fokus. Die Diversitätsprozesse werden durch öffentliche Rahmenprogramme und Diskursformate wie Lesungen, Workshops, Talks und Diskussionsrunden begleitet.
Bereich Publikum: Welche Aktivitäten und Maßnahmen werden hier umgesetzt?
Die Aktivitäten im Bereich „Publikum“ hängen stark mit den teilhabeorientierten Programmmaßnahmen zusammen. Hier entwickeln die Institutionen Maßnahmen um ein neues und ggf. zusätzliches Publikum für ihre Einrichtungen zu gewinnen. Sie beschäftigen sich unter anderem mit Publikums- und Nichtbesucherinnenforschung, mit diversitätssensibler Evaluation von Angeboten oder arbeiten mit Fokusgruppen. Auch die Entwicklung neuer Strategien der Kommunikation, die Überarbeitung und Modifikation von bestehenden Vermittlungsangeboten und die Einführung neuer und innovativer Vermittlungsformate zählen zu möglichen Maßnahmen in diesem Bereich.
Wer steuert die Prozesse in den Kultureinrichtungen?
Mit dem 360°-Programm fördert die Kulturstiftung des Bundes Kultureinrichtungen, die sich auf dem Weg zu einer diversitätsorientierten Öffnung ihrer Häuser gemacht haben. Dabei werden sie durch die zu Beginn des Programms eingestellten 360°-Agentinnen und Agenten unterstützt. Den Agentinnen kommt eine Schlüsselrolle im Prozess zu, jedoch steuern sie diesen gemeinsam mit den Leitungen und anderen Mitarbeiterinnen und Teams in den Häusern. Beispielsweise werden vielerorts Diversitäts-AGs als abteilungsübergreifende Steuerungsgruppen gegründet, bei denen auch die Abteilungsleitungsebenen an der Diversifizierung als Querschnittsaufgabe mitwirken. Die 360°-Agentinnen sind dabei Impulsgeberinnen, Koordinatoren und Strukturentwicklerinnen.
Was ist die Rolle der Kulturstiftung des Bundes?
Die Kulturstiftung des Bundes unterstützt die 39 Institutionen durch ihre Förderung und als Begleiterin bei den Prozessen. Ein fünfköpfiges Team in der Stiftung betreut das Gesamtprogramm und berät die Projektträger bei der Durchführung. Das Team steht im engen Austausch mit den Häusern, es organisiert die Akademien und Fortbildungen, die Kommunikation und unterstützt die Häuser auch in Verwaltungsfragen. Durch eine umfangreiche prozessbegleitende Evaluation werden die Ergebnisse aus dem Programm gesammelt und ausgewertet. So soll gewährleistet werden, dass die Erfahrungen aus dem Programm für andere (Kultur-)Einrichtungen übertragbar werden. Zum Ende des Programms sorgt die Stiftung dafür, dass das Gelernte aus dem Modellprogramm für die Fachöffentlichkeit und andere Interessierte verfügbar gemacht wird.
Warum arbeitet der Fonds 360° spartenübergreifend?
Am 360°-Programm nehmen Museen, Bibliotheken, Theater, Opern, eine Philharmonie und eine Musikschule teil. Bei allen Unterschieden stehen sie vor der gleichen Aufgabe, ihre Strukturen in den Bereichen Personal, Publikum und Programm diverser und zugänglicher zu gestalten. Der spartenübergreifende Austausch während der Fortbildungen und Akademien ermöglicht den Institutionen über den eigenen Tellerrand zu schauen und bildet einen großen Lernmehrwert für die Beteiligten.
Wie werden die Ergebnisse aus dem Modellprogramm gesichert?
Das Programm wird von Anfang bis Ende von einem Evaluationsteam begleitet. Die Erfahrungen und Erkenntnisse werden dokumentiert – so soll eine spätere Übertragbarkeit der Ergebnisse auf andere Institutionen ermöglicht werden. Die Wirksamkeit des Programms und seiner Instrumente innerhalb der Institutionen stehen dabei im Fokus, genauso wie die Erarbeitung von transferfähigen Handlungs‑, Strategie- und Strukturempfehlungen für die langfristige und dauerhafte Implementierung des Themas in den Kulturhäusern.
Kann man sich für das Programm noch bewerben?
Die Ausschreibung erfolgte in zwei Runden in den Jahren 2017 und 2018. Kultureinrichtungen konnten sich mit einer ausführlichen Darstellung ihrer Ausgangssituation in der Stadt, ihrer Motivation und den Zielen sowie ihrer geplanten Arbeit mit den Agentinnen bewerben. Die Auswahl traf der Vorstand der Kulturstiftung des Bundes auf der Grundlage von Empfehlungen durch eine unabhängige Jury. Die Auswahl wurde bis Ende 2018 abgeschlossen. Die Bewerbung ist daher nicht mehr möglich.
Team
Anna Zosik
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Kulturstiftung des Bundes
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06110 Halle an der Saale
T +49 (0)345 / 2997 153
F +49 (0)345 / 2997 300
anna.zosik@kulturstiftung-bund.de
Clara-Michaela Dvořák
Programmassistenz
Kulturstiftung des Bundes
Franckeplatz 2
06110 Halle an der Saale
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F +49 (0)345 / 2997 300
clara-michaela.dvorak@kulturstiftung-bund.de
Kathrin Mergel
Kommunikation
Kulturstiftung des Bundes
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06110 Halle an der Saale
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F +49 (0)345 / 2997 300
kathrin.mergel@kulturstiftung-bund.de
Constanze Kaplick
Sachbearbeiterin
Kulturstiftung des Bundes
Franckeplatz 2
06110 Halle an der Saale
T +49 (0)345 / 2997 137
F +49 (0)345 / 2997 300
constanze.kaplick@kulturstiftung-bund.de
Laura Klopf
Sachbearbeiterin
Kulturstiftung des Bundes
Franckeplatz 2
06110 Halle an der Saale
T +49 (0)345 / 2997 157
F +49 (0)345 / 2997 300
laura.klopf@kulturstiftung-bund.de